Der Künstler Emil Rasmus Jensen wurde am 18.07.1888, in Tondern geboren, das damals zum Deutschen Reich gehörte.
Er litt an Rachitis, die ihn zumeist ans Bett fesselte und bald das Wachstum zum Stillstand brachte. 1894 siedelte die Familie nach Flensburg über, wo er aufgrund seiner Erkrankung durch einen Hauslehrer unterrrichtet werden mußte.
Er beschäftigte sich häufig mit selbstgestellten bildnerischen Aufgaben und seine künstlerische Begabung wurde früh erkannt, so daß der Direktor der Flensburger Kunstschule, Professor Huber, auf ihn aufmerksam und sein erster Lehrer wurde.
Von 1914 bis 1922 unterwies ihn der Bildhauer Heinz Weddig (1870 bis 1946) vor allem in der Holzschnitzkunst. 1922 verließ Jensen Flensburg und begann ein Studium an der Kunstgewerbeschule am Lerchenfeld in Hamburg.
Hier wirkte die Tradition des Wiener Jugenstils deutlich fort, wie ihn Karl Otto Czeschka und Richard Luksch seit 1907/08 lehrten. Stilistisch bestimmend war sein Lehrer Bossard (1874/1950), der ihn in Hamburg in die Kunstgewerbeschule aufnahm. Emil Jensen verweilte bis zu seinem 42. Lebensjahr in Bossards Klasse und begann zunehmend Themen wie "Mutter und Kind" in verschiedensten Techniken zu bearbeiten.
Aus dieser Zeit stammen eindrucksvolle Plastiken aus Terrakotta, Gips und Bronze, die größtenteils noch erhalten sind.
Emil Jensen erhielt Aufträge für verschiedene öffentlich ausgestellte Skulpturen, so für das Rathaus in Hamburg. Die Museen in Altona und Flensburg erwarben Arbeiten von ihm und die Preussische Akademie der Künste verlieh ihm 1930 auf Vorschlag von Max Liebermann und Käthe Kollwitz das Rom-Stipendium für die Villa Massimo.
1931 konnte er so mehrere Monate in Italien verbringen. In den frühen 30er Jahren entstand eine Reihe großer weiblicher Akte, die zu Jensens schönsten und reifsten Arbeiten zählten. Die zum Teil an Maillot erinnernden Plastiken die "Erscheinung" von 1931, die "Sinnende" und die "Trauernde" schafften einen harmonischen Ausgleich widerstrebender Tendenzen in seinem Werk, formal zwischen Expressivität und Eleganz, inhaltlich zwischen Monomentalität und Intimität.
Die Ausdruckskraft seiner Werke führten auch zu sehr erfolgreichen Ausstellungen international, so im Kopenhagener Schloß Charlottenburg.
Von 1932 an wurde Emil Jensen Stipendiat der Stadt Hamburg in der Künstlerkolonie im Ohlendorffhaus. Als 1943 dieses Haus durch Bomben zerstört wurde, verlor er nicht nur den Lebens- und Arbeitsraum, sondern einen Großteil seines Werks, soweit es zu diesem Zeitpunkt nicht bei Sammlern oder in Museen untergebracht war.
Nach der Ausbombung suchte er einen neuen Anfang bei seiner Schwester in Bayerischzell und später in Starnberg. Zuerst entstanden nur Zeichnungen und Aquarelle.
Aus dieser Zeit stammen auch die Kohlezeichnungen (oben in Originalfarben) "Die Familie" (1947) und "Weiblicher Halbakt" (1949) die als Logo unserer Frauenklinik und des Brust – Zentrum – Bochum die Einladungen und Programme zieren.
Das Oeuvre des Künstlers Emil Jensen befindet sich in Familienbesitz in der Obhut von Frau Dr. med. Ingrid Jensen, die das Werksverzeichnis erstellt hat und Ausstellungen organisiert. Großplastiken befinden sich u.a. in Besitz des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum in Schleswig und sind zum Teil im Park von Schloss Gottorf ausgestellt. Emil Jensen verstarb 1967 im 80. Lebensjahr in Starnberg.
Sonderdruck aus Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Heft 10/1974
zur StartseiteStand: 12.05.2016[]
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